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Die Preisküche

Hans-Dietrich Zeuschner, 12.07

 

eon/Avacon

EON Avacon AG 3834~ Helmstedt

 

Herrn

Hans-Dieter Zeuschner

Ritterstr. 19

21335 Lüneburg

 

Helmstedt, im Oktober 2007

Preisanpassung Strom und attraktive Angebote

Sehr geehrter Herr Zeuschner,

 

Ihre Zufriedenheit mit E.ON Avacon als regionalem Partner rund um das Thema Energie

ist uns sehr wichtig. Dazu gehört ein umfassendes Serviceangebot genauso wie ein faires

Preis-Leistungs-Verhältnis. Die folgenden anhaltenden Entwicklungen machen nun eine

Strompreisanhebung zum 1. Januar 2008 notwendig:

  Der Energiebedarf steigt weltweit und das betrifft auch uns in Deutschland. Durch diese steigende Nachfrage verteuert sich der Preis für Energie.

  Klimaschutz ist eine wichtige Aufgabe und deshalb werden erneuerbare Energien durch den Staat besonders gefördert. Diese steigenden Kosten sind Bestandteile des Strompreises. Damit leisten Sie als Stromkunde einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Der Preis für eine Kilowattstunde in Ihrem Vertragsmodell StromAlpha steigt um 1,06 ct, der monatliche Grundpreis um 1,29 EUR. Ihre ab dem 1. Januar 2008 geltenden Preise entnehmen Sie bitte der beiliegenden Broschüre.

Darin stellen wir Ihnen außerdem unsere individuellen Stromangebote vor. Finden auch Sie das passende Angebot je nachdem, ob Sie konsequent sparen, die Umwelt schonen oder langfristig planen möchten: Zum Beispiel mit unserem Festpreisangebot StromConstant. Für einen geringen Garantiebeitrag sichern Sie sich mit StromConstant zwei Jahre lang Preisstabilität. Das Risiko einer Preissteigerung übernehmen wir für Sie - ganz gleich wie die Strompreise sich entwickeln.

Ebenfalls in der beiliegenden Broschüre finden Sie zusätzlich interessante Informationen zum Energiemarkt und  zur Preiszusammensetzung. Darüber hinaus haben wir umseitig nützliche Energiespar-Tipps für Sie zusammengestellt.

Wenn Sie Fragen zu Ihrer Energieversorgung oder unserem Serviceangebot haben, beant­worten wir Ihnen diese gern. Oder Sie gehen selbst auf Entdeckungstour und besuchen uns einfach unter www.eon-avacon.com im Internet.

Mit freundlichen Grüßen

E.ON Avacon AG

                             Unterschrift                                                                                           Unterschrift         

                                                                                                                                           

ppa.                                                                                                         i.v. 

Dr. Thomas Menze                                                                                Thomas Breer

 

In diesem Rundschreiben verwendet der Verfasser für ein und denselben Sachverhalt sechs verschiedene Umschreibungen:

Konkret besteht der Sachverhalt darin," dass die Fa. eon Avacon von mir verlangt, dass ich  ab 1.Januar 2008 einen um 1,29 Euro pro Monat höheren Grundpreis sowie einen um 1,06 Cent  höheren Verbrauchspreis zahle.  Diese Preiserhöhungen sind nicht ausgehandelt worden. Das Ziel des Stromlieferanten ist  klar erkennbar, nämlich die Erhöhung seines Jahresüberschusses.

Meine These wird in der  dpa-Meldung vom 21.05.2007 im Klartext bestätigt:  „Helmstedt - Auch mit einem um gut zehn Prozent auf 3,1 Milliarden Euro gewachsenen Umsatz ist der Gewinn des Helmstedter Energieversorgers eon Avacon im vergangenen Geschäftsjahr drastisch gesunken. Die Regulierung der Entgelte für die Netznutzung habe dafür gesorgt, dass der Jahresüberschuss um etwa ein Fünftel auf 106,7 Millionen Euro geschrumpft sei, sagte Vorstandschef Thomas König am Montag bei der Vorstellung der Bilanz.“         

Nebenbei bemerkt:  Der Geschäftsbericht des Mutterkonzerns  eon  weist für 2006 einen  Überschuss  von sage und schreibe 5,057 Milliarden Euro aus.

Über die Preisfestsetzung

So wie in diesem Falle wird in aktuellen Beiträgen zur Preissituation immer wieder der Eindruck erweckt, als wenn sich Preise ausschließlich und zwangsläufig allein aus der Tätigkeit bestimmter ökonomischer Mechanismen ergeben müssten bzw., polemisch formuliert, als wenn die Preise „höheren Ortes“ kalkuliert würden.

Von einer angeblichen Eigengesetzlichkeit in der Preisentwicklung zeugen weiterhin Äußerungen wie, dass „die Preise davonlaufen“,  dass „man den Preisauftrieb bremsen müsse“ sowie Schlagwörter wie „schleichende“ oder „galoppierende Inflation“.

Eine Ursache für die derartige Interpretation liegt sehr oft darin, dass bei Betrachtung der Preissituation nicht zwischen Modell und Realität unterschieden wird. Ökonomische Modelle, die zur Erklärung und zum Verständnis der gegenwärtigen oder der zukünftigen wirtschaftlichen Realität herangezogen oder konstruiert werden, verleiten dazu, die Wirtschaftssubjekte nicht als solche - also aktiv mit Entscheidungsbefugnis  ausgestattet - sondern als Wirtschaftsobjekte - d.h. passiv, weil vom Modell programmiert - anzusehen.

 Der Faktor  Macht

In allen Beiträgen über Preissteigerungen findet man den Kernsatz aus dem Marktmodell, Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.

Die Realität kennt jedoch dagegen mindestens noch ein zweites keinesfalls zu vernachlässigendes preisbestimmendes System: Die Macht, die  insbesondere auf

basiert.

Ohne, dass die Nachfrage steigt, können „Mächtige“ autonom Preise - besonders bei unelastischer Nachfrage, d. h., wenn Preisänderungen nur geringe Mengenänderungen nach sich ziehen - erhöhen. Auf dem Geld- und Kapitalmarkt dürfte der Faktor ‚Macht“ oft größeren Einfluss auf die Höhe der Preise (Zinsen, Dividende) ausüben als Angebot und Nachfrage, ebenso z.B. auf den Märkten für Güter des täglichen Bedarfs und für pharmazeutische Artikel.

Der Glaube an die angebliche Eigengesetzlichkeit in der Preisentwicklung wird weiterhin dadurch bestärkt, dass in der Regel der Name desjenigen, der die Preise festsetzt, nicht genannt wird. Dieses Verhalten steht interessanterweise konträr zu einem Phänomen der „Sündenbocktheorie“, nach dem oft wider besseren Wissens auf Grund von Vorurteilen versucht wird, Ursachen für missliche Ereignisse auch auf dem ökonomischen Sektor zu personifizieren. Anstatt „Die Preise sind gestiegen oder gefallen“ müsste es eindeutig heißen: "Die Unternehmer haben die Preise erhöht bzw. gesenkt‘. 

Die Unternehmer fixieren nicht nur die Preise. sondern sie haben auch den maßgeblichen Einfluss auf die Höhe, wie die nachstehenden Überlegungen zeigen.

Kosten und Preise

Der Nettopreis eines Gutes kann zerlegt werden in Stückkosten und Stückgewinne, die Stückkosten setzen sich zusammen aus Lohnstückkosten und sonstige Stückkosten.

Die Lohnstückkosten werden weitgehend vom Lohnsatz bestimmt, der  zwischen den Tarifpartnern (Gewerkschaft, als Vertretung der Arbeitnehmerschaft und Arbeitgeberverbänden bzw. einzelnen Arbeitgebern) ausgehandelt wird. Der Stückgewinn wird allein von den Unternehmern festgesetzt.   Die sonstigen Kosten basieren wiederum  weitgehend auf vorangegangenen Lohnstückkosten und Stückgewinnen. Sie unterliegen dadurch ebenfalls stärker dem Einfluss der Unternehmer als dem der Arbeitnehmer. Die Position der Unternehmer bei der Preisgestaltung wird außerdem zusätzlich dadurch gestärkt. dass sie allein über die Verwendung von Beträgen entscheiden, die durch die Verringerung Kosten z.B. als Folge von Rationalisierungsmaßnahmen  bzw. Produktivitätssteigerungen  entstehen.

Abhilfemöglichkeiten

Hohe und damit unsoziale  Preissteigerungsraten sollten Anlass genug sein, darüber zu diskutieren, ob z.B. die Vorgabe von Richt- und Orientierungspreisen bzw. -preisspannen in Verbindung mit  funktionstüchtigen Sanktionsmechanismen geeignet wären, die aufgezeigte Problematik in den Griff zu bekommen. Dieses Instrumentarium ist in unserer Marktwirtschaft durchaus nicht unbekannt. Richt- und Orientierungspreise werden   als Steuerungsinstrument z.B. der EG-Marktordnung auf dem Agrarsektor vorgegeben, hier allerdings  zur Anpassung der Produktion an den Bedarf, um eine direkte mengenmäßigen Regulierung der Erzeugung  zu vermeiden.

Die Vorwürfe gegen die großen Energiekonzerne wegen angeblichen Missbrauchs ihrer Marktmacht erhalten neue Nahrung. Nach Informationen der WELT aus dem Bundeswirtschaftsministerium hat auch die Monopolkommission des Bundes gravierende Wettbewerbsdefizite auf dem deutschen Strommarkt festgestellt. Der Chef des  Bundeskartellamts spricht von deutlichen Hinweisen auf Preismanipulationen und Strategieabsprachen. (vgl. DIE WELT,  06.11.07, Seite 12). In Debatten taucht sogar die Forderung nach  „Zerschlagung“ der Stromkonzerne auf.

 Hans-Dietrich Zeuschner

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Der Fachbeitrag wurde weder gekürzt noch inhaltlich verändert.

Wiesinger

19.02.2015