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Die Automobilwirtschaft als Motor des Wirtschaftswachstums

von kfztech.de

Automobile History Henry ford

Die Automobilwirtschaft hat die Wirtschaft wie kaum etwas anderes weltweit beflügelt. - Bild: Henry Ford vor seinen Modellen: Quelle:  Pixabay / CC0

Seit der Erfindung des Automobils durch Benz und Daimler, die im Jahre 1886 unabhängig voneinander ihre ersten fahrbaren Modelle entwickelten, ist die Automobilwirtschaft in den fortschrittlichen Ländern eine Schlüsseltechnologie. Mit der Automobilwirtschaft steht und fällt das Wirtschaftswachstum. Insofern ist es kein Zufall, dass sich im Industriezeitalter auch makroökonomische Modelle an der Automobilwirtschaft orientierten.

Fordismus und Toyotismus

Ein solches Beispiel ist der Automobilhersteller Henry Ford in den USA, der mit seinem T-Modell im Jahre 1914 die Fließbandproduktion der Autos einführte und damit die serienmäßige Produktion von Autos massiv beschleunigte. Eine ganze Epoche der Weltwirtschaft seit dem Ende des Ersten Weltkriegs bis zur Krise des Fordismus in den 1970er Jahren baut auf dem Fordismus auf. Vielmehr noch: Für die darauffolgende Wirtschaftsepoche des Postfordismus war es abermals ein Autohersteller, der für die Namensgebung Pate stand. Diesmal waren es die Ideen des japanischen Automobilherstellers Toyota, nach denen die neue Wirtschaftsepoche benannt wurde: Toyotismus.

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Die Anfänge des Fordismus

Die Expansion von Ford und anderen führenden Autokonzernen führte zu einer Revolutionierung der Arbeitswelt. Das Industriezeitalter befand sich auf seinem Zenit. Die Arbeitsprozesse in den Fabriken, für welche die Werkhallen der großen Automobilkonzerne sinnbildlich stehen, zeichneten sich durch ein hohes Maß an Standardisierung, Arbeitsteilung und Rationalisierung aus. Die meisten Arbeiter waren eher gering qualifiziert und auf die Bewältigung der überschaubaren Arbeitsschritte festgelegt. Nur für komplexere Anforderungen wie die Reparatur der technischen Geräte standen besser bezahlte Spezialisten zur Verfügung.

Die 1920er Jahre waren von zahlreichen Arbeitsstudien geprägt, die mit dem Ziel ins Leben gerufen wurden, die Arbeitsprozesse in den Betrieben zu beschleunigen und die Arbeitsproduktivität zu steigern. Diese Studien mündeten in den Taylorismus (System der wissenschaftlichen Betriebsführung mit dem Ziel, einen möglichst wirtschaftlichen Betriebsablauf zu erzielen. Die Red.). Zugleich konnten durch den technischen Fortschritt und der Rationalisierung der Arbeitsprozesse bei steigender Produktion die Arbeitskosten deutlich gesenkt werden. Das Zeitalter des Massenkonsums begann mit dem Fordismus. Was Ford in den USA war, war der Volkswagen für Deutschland.

Verschmelzung mit dem Keynesianismus

Die Wirtschaftsepoche des Fordismus war ein langer Prozess, sodass während der Epoche nachhaltige Reformen stattfanden. Diese waren eine Reaktion auf die verheerenden Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, der Großen Depression in den USA in den 1930er Jahren sowie auf die Herausforderungen des Totalitarismus und dessen Angriffe auf Liberalismus und Freihandel. Während sich der Fordismus bereits in den 1930er Jahren in das staatsinterventionistische Modell des New Deals von Franklin Delano Roosevelt einbettete, verschmolz es nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Westeuropa mit dem keynesianischen Wirtschaftsmodell.

Antwort auf den Kommunismus

Der Ökonom John Maynard Keynes war nach den Erfahrungen der Weltwirtschaftskrise der Ansicht, dass die von den Anhängern des Liberalismus postulierten Selbstheilungskräfte des Marktes ein Trugschluss seien. Gleichzeitig sah er aufgrund der Herausforderung durch den Kommunismus, der aus der Arbeiterbewegung entstanden war, die Notwendigkeit, die Heerscharen an Arbeitern an den Unternehmensgewinnen stärker zu beteiligen. Dies sollte sie gegenüber den Ideen des Kommunismus immunisieren. Zudem versprach die Integration der vormals widerspenstigen Arbeiterklasse in vielerlei Hinsicht wirtschaftliche Erfolge.

Der Fordismus nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Einbindung der Arbeiter geschah durch das korporatistische Modell der Sozialpartnerschaft. Interessenvertreter von Unternehmen und Beschäftigten sollten an einem Strang ziehen und gemeinsam über den Arbeitslohn entscheiden. Die Löhne wurden erhöht, die Sozialstandards verbessert und während der Produktion Anreize gesetzt. Die Arbeiter wurden dadurch stärker als bisher an den Unternehmensgewinnen beteiligt und waren dadurch in der Lage, das Wirtschaftswachstum am Leben zu erhalten, denn sie traten in dem nationalen Wirtschaftssystem zunehmend als Konsumenten auf, welche die Produkte, die sie herstellten, selbst kauften. Gleichzeitig sah sich der Staat in der Verantwortung, durch Interventionen in den Wirtschaftsprozess einzugreifen. Die antizyklische Wirtschaftspolitik basierte darauf, in guten Zeiten Kapital anzusparen, um in schlechten Zeiten durch interventionistische Maßnahmen die Auswirkungen der Krise aufzufangen.

Die Krise des Fordismus

In den 1970er Jahren war das Ende des Fordismus eingeläutet. Das starre Produktionsmodell erwies sich gegenüber dem fortschreitenden technischen Fortschritt als zu inflexibel. Das Bildungsniveau der meisten Beschäftigten erwies sich als unzureichend für die Herausforderungen von morgen, die mit den starren Betriebsabläufen und den streng hierarchischen Bedingungen immer weniger einverstanden waren. Das Konsumentenverhalten hatte sich zudem gewandelt. Statt Massenware wurden individuelle Produkte nachgefragt. Gleichzeitig erwiesen sich die hohen Sozialstandards im Zuge der Globalisierung als hinderlich.

Viele westliche Unternehmen lagerten ganze Produktionsketten in die boomenden Staaten Asiens aus, wo sie bei einem rasant wachsenden Bildungsniveau auf eine vergleichsweise bedürfnislose Arbeiterschaft trafen, sodass sie durch Outsourcing ihre Arbeitskosten signifikant senken konnten. Das Standortdenken ersetzte zunehmend den Wert der Binnennachfrage. Die Ölkrise von 1973 – 1978 und der Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems mit seinem Gold-Dollar-Standard taten ihr Übriges dazu bei, dass Fordismus und Keynesianismus als nicht mehr zeitgemäß erschienen. Weltweit begann nun ein Wettbewerb um Deregulierung, Flexibilisierung und Ausgabensenkung.

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Autor: Johannes Wiesinger

bearbeitet: 28.01.2024









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