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Unterrichtsbeobachtung BBS in Niedersachsen

                Hans-Dietrich Zeuschner, 05.06

Mit einem Mammutinstrument über eine Stippvisite berichten

 

Heute kann ich die offiziellen und vom Nds Kultusministerium veröffentlichten  Unterrichtsbeobachtungsbögen BBS in Kopie präsentieren.

Unter zu Hilfenahme von insgesamt 21 Teilkriterien bzw. 116 ausgewählten Unterrichtsbeispielen/Indikatoren soll  das Qualitätsprofil des Lehrerhandelns im Unterricht gemäß Anlage zum Bericht BBS von Januar 2005 mit diesen  4 Kriterien erfasst und beschrieben werden:

> Zielorientierung und Strukturierung -   „Die Sch. sollen zu Beginn des Unterrichts wissen, was und warum sie etwas lernen, warum es für sie wichtig ist und was es mit dem bisher Gelernten zu tun hat“ (V.Polak)   Der Unterricht ist in diesem Sinne klar strukturiert, die Ziele, Inhalte und Aufgaben werden verständlich erläutert, die Lernzeit wird intensiv genutzt. <

> Didaktisch-methodische Stimmigkeit und Differenzierung des Unterrichts -  Inhalte Methoden und Medien sind stimmig und aufeinander abgestimmt sowie hinreichend differenziert auf die Lerngruppe abgestimmt. Die Anforderungsbereiche (Reproduktion/Reorganisation, Transfer, Problemlösen) werden berücksichtigt.<  

> Unterstützung eines aktiven Lernprozesses -  Die Sch. werden zu aktiver Teilnahme motiviert und im selbständigen Lernen in Teamarbeit und kompetenter Mediennutzung gefördert. Ein Lern- bzw. Erkenntniszuwachs ist erkennbar.< 

> Pädagogisches Klima -  Die Arbeitsatmosphäre ist anregend, die Sch. erfahren Ermutigung und Bestätigung.<

 

Unterrichtsbeobachtung 1

Unterrichtsbeobachtung 2 

  Unterrichtsbeobachtung 3

Unterrichtsbeobachtung 4  

    Mut zur Lücke, ein bewährtes pädagogisches Prinzip.

   Kein Zweifel, dieser vierseitige Katalog ist in 20 Minuten nie und nimmer, nicht einmal annähernd abarbeitbar. An eine situationsgerechte  Berichterstattung ist mit diesem Instrument nicht zu denken. Fehlurteile sind vorprogrammiert, eine Vergleichbarkeit der Berichte ist von vorne herein ausgeschlossen. Bekanntlich dauert eine Schulstunde 45 Minuten. Der Verlauf  kann nach Brassard u. a. durch neun Phasen  (Einstieg / Information / Aufgaben-, Problemstellung / Planung / Durchführung / Bewertung / Ergebnissicherung / Transfer / Nachbetrachtung –) strukturiert sein. Bei einem Besuch von 20 Minuten in der ersten oder in der  zweiten Hälfte  der Stunde ggf. auch  mittendrin kann ein Inspektor nach meiner Einschätzung lediglich höchstens  vier oder fünf von neun  Phasen beobachten

   Ein Kompromiss wäre es, wenn man sich für eine Stippvisite auf die im Text  herausgehobenen Teilkriterien beschränken würde, als da wären:

Immerhin muss ein Inspektor dann neben den vier Teilkriterien  insgesamt immer noch über zwanzig Indikatoren im Hinterkopf haben.

   Sowohl die Formulierungen der Teilkriterien als auch  die relativ aufwendige und außerdem ungewöhnliche Konstruktion des Bewertungssystems lassen darauf schließen, dass  mit den Unterrichtsbeobachtungen in Form von Stippvisiten  ein weiter gehender Zweck verfolgt wird. Er liegt auf der Hand: Offen oder versteckt kommt  bei allen Teilkriterien zum Ausdruck, dass letztlich  das Handeln der Lehrkraft bewertet wird, die Vermeidung des  im  Bereich Schule üblichen Benotungssystems (mit Punkten und Zensuren in  aufsteigenden Skalen) verschleiert die Absicht. 

 

 Fazit: 

Die so genannte Unterrichtsbeobachtung hat den Zweck, Lehrkräfte zu beurteilen und  weitergehend,  zu disziplinieren ?!

 

 H.-D. Zeuschner


Lesen Sie hierzu auch: 20 Minuten Unterrichtsbeobachtung – eine absurde Idee

Der Fachbeitrag wurde weder gekürzt noch inhaltlich verändert. 

Wiesinger

19.02.2015