Hans-Dietrich Zeuschner 11.05

Das Geld liegt auf der Straße !

Ein Kriterium spielt beim Autokauf nicht regelmäßig eine Rolle, obwohl es außerordentlich wichtig ist.  Fabrikat, Type, Motorleistung, Steuer- und Versicherungsklasse, Ausstattung und Preis bestimmen in erster Linie die Kaufentscheidung.

An den  zu erwartenden Kraftstoffverbrauch jedoch wird häufig nicht gedacht !

Und das, obwohl sich z.B. die  Spritrechnungen für zwei PKW mit einer geplanten Fahrleistung von 15000 km/Jahr und einem Verbrauch von 7 l/100 km  bzw. 6 l/100 km bei einem Spritpreis von 1,20 € pro Liter um den Betrag von  180 €  im Jahr unterscheiden! Dass die Differenz sogar um ein Vielfaches höher ausfallen kann,  ist aus Bild 1 überdeutlich zu ersehen.

 Für den grafischen Vergleich sind  Fahrzeuge eines Fabrikats mit dem jeweils geringsten Verbrauch an Superplus-Kraftstoff herangezogen worden.

Deutlich zu erkennen ist,

• dass die Maximalwerte um mehr als 10 l/100 km differieren

• dass der Verbrauch innerorts  bei allen PKW bis etwa doppelt so hoch ist wie außerorts

• dass  sich die Verbrauchswerte für die Typen Beetle, Sharan sowie Phaeton/Touareg  deutlich voneinander  unterscheiden, die Verbrauchswerte für die übrigen Typen insbesondere außerorts dagegen relativ eng beieinander liegen.

Ein Kaufinteressent würde wohl kaum auf die Idee kommen, dass ein Phaeton oder ein Touareg sowohl innerorts als auch außerorts über den Daumen gepeilt doppelt so viel Superplus verbraucht wie ein Golf, sowie, dass die Verbrauchswerte für den New Beatle  über denen des Passats liegen bzw. bei diesem Vergleich an vierter Stelle rangieren.  Während für den Verkehr außerorts die Verbrauchswerte vom New Beetle an abwärts in einem Band von ca. 2 Liter/100 km  beieinander liegen, beträgt z.B. die Differenz für den Verkehr innerorts zwischen New Beetle und Lupo  rd. 4 Liter/100 km. Eine interessante Erkenntnis insbesondere für Geschäftsfahrzeuge, die vornehmlich im Kurzstreckenverkehr eingesetzt werden sollen.

   Die Fahrzeugmasse hat direkten Einfluss auf die Komponenten Rollwiderstand  und Steigungswiderstand, sowie auf das Beschleunigungsvermögen und auf die Spitzengeschwindigkeit. In Bild 2 wird u.a. dokumentiert, dass die Masse (bei VW  immer noch als Gewicht  bezeichnet) für zwei Typen ( POLO / TOUAREG) maximal um den Faktor 2,2  differieren kann. An diesem Ergebnis ist  die Kfz-Art und damit verbunden die  Form und Größe der Karosserie, des Motors und des Getriebes sowie der übrigen Baugruppen verantwortlich.    

Es sollte schon zu denken geben, wenn eine Person (Normmasse 75 kg) das 33fache seiner Körpermasse, nämlich  2,5 Tonnen, durch die Gegend bewegt um von A nach B zu gelangen, wenn das gleiche Ergebnis – zugegeben in einer anderen Qualität – mit  der halben Masse (1,25 t) erreicht werden kann – sowie mit einem Bruchteil des  Spritverbrauchs.. Mir ist ein Fall bekannt – der mit Sicherheit nicht einmalig ist -  bei dem ein Nachbar jeden Werktagmorgen seine Zigarettenration und die Bildzeitung mit seinem 100 kW-PKW holt, zu Fuß hätte er einen Spaziergang von etwa 2 x 12 Minuten zu absolvieren. Selbst wenn Autobesitzer das Spritgeld aus der Portokasse bezahlen können, bleibt der Vorwurf, der unverhältnismäßig hohen Umweltbelastung bestehen. 

Höhere Motorleistung bedingt nicht in jedem Falle höheren Kraftstoffverbrauch, das zeigt das vorstehende  Beispiel. Der 85 kW-Motor leistet zwar 10kW mehr als der Leistungsschwächste, verbraucht jedoch innerorts 0,7 l  Superkraftstoff weniger. Die Ursache liegt hauptsächlich darin begründet, dass ein  Hubverhältnis von 81mm/76,5mm (über 1) gegenüber 77,4mm/86,9 mm (unter1) vorliegt, sowie das Verdichtungsverhältnis um 1,5 Punkte (10,5/12) höher liegt. Die höhere Leistung zieht günstigere Werte für die Beschleunigung, die Zuladung und die Höchstgeschwindigkeit  nach sich.

Die höhere Motorleistung schlägt sich signifikant in den Beschleunigungs- und Höchstgeschwindigkeitswerten nieder. Ob dieser Effekt jedoch den deutlichen Mehrverbrauch an Superkraftstoff rechtfertigt, sei dahin gestellt.

Anmerkung: Der 184 kW V6 4MOTION – MOTOR ist hier nicht berücksichtigt worden.     

 In den Bildern 3 und 4 sind die Werksangaben zum Kraftstoffverbrauch für die verschiedenen Motoren eines Passat Variant grafisch dargestellt. Dass Selbstzünder sparsamer arbeiten als Ottomotoren ist hinreichend bekannt: Generell gilt ebenfalls, dass der  CO₂-Ausstoß von Ottomotoren geringer ist als bei Dieselmotoren, weil die Selbstzünder jedoch i.d.R. einen geringeren Kraftstoffverbrauch haben, verschiebt sich das Verhältnis zu Gunsten des Dieselmotors. Ein Vergleich der beiden Darstellungen zeigt, dass sich die Verbrauchswerte für die lieferbaren Motoren bei Superkraftstoff um  rd. 5 l / 100 km  und bei Dieselkraftstoff um rd. 3 l / 100 km  für die beiden berücksichtigten Einsatzarten unterscheiden:

Immer wieder hört man den Spruch: „Ich habe extra die große Maschine genommen, was meinst du, wie der abgeht, und dann erst die Spitzengeschwindigkeit!“ Die nachstehende Tabelle zeigt die Differenzen auf, die in Relation zum Verbrauch gesehen werden müssen. 

………… Kontrolle ist besser

Aus Erfahrung empfehle ich, den Kraftstoffverbrauch des eigenen PKW regelmäßig zu kontrollieren, und sich ggf. Gedanken über die Ursachen des Mehrverbrauchs zu machen. Zur Dokumentation der Tankintervalle  bei älteren Fahrzeugen  kann der Tageskilometerzähler oder ein einstellbares Zusatzgerät dienen, die letzte Tankquittung weist die für die  Berechnung des Durchschnittverbrauchs relevante Menge aus.  Bei modernen PKW übernimmt ein Bordcomputer die Berechnung.

Es gibt eine große Anzahl  EMPFEHLUNGEN ZUM SPRITSPAREN !

• Meiden Sie Aufbauten, sie erhöhen den Luftwiderstand beträchtlich. Bei 130 km/h z.B. können die  Benzinkosten für  einen Mittelklassewagen bei konstant 130 km/h auf der Autobahn auf gut 12% bzw. bis zu 20% oder gar 25%  ansteigen, je nachdem ob er  
•  mit leerem Dachgepäckträger
• mit beladenem Dachgepäckträger und Plane
• mit beladenem Dachgepäckträger ohne Plane 

        fährt.  

• Achten Sie auf  

• den richtigen Reifeninnendruck

• intakte Radlager

• nicht schleifende Bremsen

• nicht rutschende Kupplung.

            Andernfalls steigen ihre Kraftstoff- sowie Ihre Reparaturkosten.

• Nehmen Sie keinen unnützenden Ballast in Ihrem Fahrzeug mit. Auf 100km sparen Sie 1 Liter Kraftstoff, wenn Sie die Zuladung Ihres Pkw um 100 kg reduzieren.
• Sparen Sie nicht an Wartungskosten. Folgende Mängel erhöhen die Kraftstoffkosten insbesondere bei älteren Fahrzeugen mit Otto-Motoren:  

• falsch eingestellter Vergaser

• falsch eingestellte Zündung

• schlechte Kompression

• falsch eingestelltes Ventilspiel

• defekte Thermostate

• abgenutzte Zündkerzen

• abgenutzte Unterbrecherkontakte             

• verschmutzte bzw. falsch behandelte Luftfilter 

• Nutzen Sie an Wochenenden wenn irgend möglich zum Einkaufen den preiswerteren Personennahverkehr. Der Parkplatz-Suchverkehr kann bis zu 75% des gesamten Straßenverkehrs ausmachen.
• Bemühen Sie sich um Fahrgemeinschaften. Sie können bei voller Auslastung Ihres Fahrzeugs bis zu 70% der Fahrkosten einsparen.

• Lassen Sie ihr Fahrzeug nicht im Stand warm laufen und vermeiden Sie Kurzstreckenfahrten. Ein  kalter Motor verbraucht auf solchen Strecken bis zu 40% mehr als normal.
• Stellen Sie an Bahnübergängen mit längerer Wartezeit als 30 Sekunden den Motor ab. Bei 3 Minuten Leerlauf verbraucht Ihr Kfz  so viel Kraftstoff wie bei 1 km freier Fahrt. Der gleiche Ratschlag gilt für das Be- und Entladen, bei längeren Rotfasen der Ampel, in Stausituationen.
• Schieben Sie den Choke, sofern vorhanden, möglichst frühzeitig nach dem Anfahren zurück.

• Schalten Sie frühzeitig in den nächsthöheren Gang und vermeiden Sie kräftige Beschleunigungs - und Bremsvorgänge, damit können Sie die Kraftstoffkosten auf der gleichen Strecke bis zu 45% reduzieren. Fahren Sie gleichmäßig in hohen Gängen, bei niedrigen Drehzahlen. Nehmen Sie den Fuß rechtzeitig vom Gaspedal, nutzen Sie den Schwung aus. Wechseln Sie rechtzeitig vor einem Hindernis die Fahrbahn.

• Fahren Sie die Gänge nicht zu hoch aus und Sie sparen Kraftstoffkosten. Bei 50 km/h konstanter Fahrt verbraucht ein Pkw z.B. pro 100 km  

• im 2. Gang  7,5 Liter

•  im 3. Gang  5,5 Liter

•  im 4. Gang  4,5 Liter.

Der Motor Ihres Fahrzeugs arbeitet im Teillastbereich bei etwa zwei Drittel bis drei Viertel Nenndrehzahl  am wirtschaftlichsten. Wenn Sie bei Autobahnfahrt 20% unter der möglichen Höchstgeschwindigkeit bleiben, können Sie allein die Kraftstoffkosten auf 70% reduzieren.

• Vermeiden Sie Kavalierstarts. Im Stadtverkehr ist mit ihnen vor der nächsten Ampel zumeist eine Vollbremsung mit erhöhten Betriebskosten verbunden.
•  Vermeiden Sie ebenso Langsamfahren auf freier Strecke außerhalb von geschlossenen Ortschaften. Die übrigen Verkehrsteilnehmer müssen das Schlangefahren hinter Ihnen  über erhöhten Kraftstoffverbrauch bezahlen.
•  Halten Sie stets ausreichenden Sicherheitsabstand dann werden viele  kostenträchtige Abbrems- und Beschleunigungsvorgänge überflüssig.
• Der gleiche Effekt wird durch Lückenspringen erreicht. Die eingesparte Zeit muss mit deutlich höherem Kraftstoffverbrauch bezahlt werden. Bei einem Versuch über 28km mit 32 Ampeln ist ein Zeitgewinn von 7 Minuten mit

• 40% höherem Benzinverbrauch

• 36% mehr Abgase

• 65 zusätzlichen Schaltvorgängen

• 13 zusätzlichen Ampelstopps

• 25 zusätzlichen  Bremsungen

zusätzliches Risiko bezahlt worden.

Geld sparen und Umwelt schonen

    Besonders in den Jahren nach dem 2.Weltkrieg sind die  Emissionen von CO₂ und anderen Treibhausgasen deutlich angestiegen. Es ist heute unbestritten, dass hierdurch die Erwärmung der Erdatmosphäre messbar  fortschreitet. Es muss mit schwerwiegenden Umweltschäden gerechnet werden..

Deshalb hat sich die EG das Ziel gesetzt, dass im Jahre 2010 die neuen PKW  nicht mehr als 120 g/km CO₂ emittieren sollen, Die deutschen Automobilhersteller sind von diesem Grenzwert noch reichlich weit entfernt. Sie haben sich verpflichtet,  die durchschnittlichen CO₂ – Emissionen der Neufahrzeuge bis  2008 auf 140 g/km zu senken.

Wird das EG-Ziel realisiert, dann wird der Kraftstoffverbrauch für PKW bei 5 l Benzin bzw. 4,5 l Diesel liegen.

(Quellen: Beitrag >Unkosten sind Unsinn< auf meinen Seiten,  Infomaterial vom BMWI, vom ADAC, vom DAT von V W. Durch die Entscheidung, für diesen Beitrag ausschließlich Daten und Fakten für PKW einer Marke; nämlich VOLKSWAGEN, zu verwenden, konnte die Übersicht weitgehend gewahrt bleiben.)  

 Hans-Dietrich Zeuschner

Weitere Seiten auf kfztech.de , die sich mit Kraftstoffsparen auseinandersetzen: Spritsparer Tipps | Spritsparer Erfahrungsbericht | Umweltgerechte Autos | Top Ten der Spritsparautos | 

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Der Fachbeitrag wurde weder gekürzt noch inhaltlich verändert.

Wiesinger

19.02.2015