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Die neue Hochvolt Prüfung für Kfz-Mechatroniker

Alternative Antriebe | Eröffnung Schlungszentrum Kfz-Innung München und Oberbayern |

2003 wurde der Beruf des Kfz-Mechatronikers neu ins Leben gerufen und schickte damit den Kfz-Mechaniker und den Kfz-Elektriker sozusagen in den Ruhestand. Zehn Jahre nach der Einführung des neuen Berufsbilds ist dieser bereits wieder neu geordnet worden. Ursachen dafür waren zum einen sowohl technologische Entwicklungen als auch berufsstrukturelle Gründe. Der beendete Versuch der Ausbildung zum Kfz-Servicemechaniker/ zur Kfz-Servicemechanikerin hatte mehr Probleme hervorgebracht als gelöst und der Ausbildungsberuf "Mechaniker/in für Karosserieinstandhaltungstechnik" traf auf nur wenig Akzeptanz. Die alternativen Antriebe, seien es Hybridfahrzeuge oder Elektroautos drängen zwar langsam aber dennoch scheinbar unaufhaltsam auf den Markt und somit auch in die Werkstätten. Ausbildungsordnung und Lehrplan haben dem allen nun Rechnung getragen.

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Ob Hybrid- oder Elektroauto, die alternativen Antriebe nehmen langsam Fahrt auf (Foto kfztech.de)

Der neue Kfz-Mechatroniker

So ist also der Ausbildungsberuf Kfz-Mechatroniker/in zum 1.8.2013 mit einer neuen Struktur in Kraft getreten. In Bayern gilt für die Kfz-Mechatroniker Ausbildung eine leicht abgeänderte Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (s. www.kfz-bayern.de ). So werden im Freistaat z.B. die Schwerpunkte erst ab dem 3. Ausbildungsjahr begonnen. Gleichzeitig zum neuen Schuljahr wurde, für viele überraschend, auch der neue Lehrplan an den Berufsschulen eingeführt. Bei einem Blick in den neuen Rahmenlehrplan kann man erkennen, dass in allen Schwerpunkten, vor allem aber im neuen Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik, die Herausforderungen durch Elektroantriebe sowie die damit verbundene Hochvolttechnik eine starke Berücksichtigung erfahren hat. Dort sind für das Lernfeld „Komponenten an Elektro- und Hybridfahrzeugen prüfen und instandsetzen“ 80 Stunden vorgesehen.

Struktur des neuen Kfz-Mechatroniker Berufs gemäß 25HWO und §4 BBIG (Quelle: Becker, BIAT Flensburg)

Schwerpunkt „Hochvolt“

Wie im Dualen System üblich wird die Hochvolttechnik sowohl im Ausbildungsbetrieb als auch in der Berufsschule ausgebildet und unterrichtet. In der überbetrieblichen Ausbildung wird als drittes Standbein Hochvolt zusätzlich gebührend gewürdigt. In Bayern haben sich bereits schon vor 2 Jahren München, Ingolstadt und Nürnberg zusammengeschlossen und dort entsprechende Modellklassen installiert.

Nun fand deutschlandweit erstmalig vor den Toren Münchens, in Garching-Hochbrück, ein Probelauf der Gesellenprüfung für den Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik statt. 54 Auszubildende mussten in einer extra geschaffenen Ausbildungshalle der Kfz-Innung München und Oberbayern zur Prüfung antreten. Der Theorie- und Praxis Prüfung voraus ging eine Zusatzausbildung, die aus 100 Stunden Theorie in der Berufsschule und 40 Stunden HV-Schulung bei der Kfz-Innung München Oberbayern bestand. Nähere Details zu den Ausbildungsinhalten kann man der Info 2 Inhalte entnehmen.

Die Hochvolt Prüfung

Der Auszubildende hat dann bei Bestehen der theoretischen und praktischen Prüfung „mit Erfolg an einer Zusatzausbildung zur Qualifikation für elektrotechnische Arbeiten an Hochvolt-eigensicheren und nicht-eigensicheren Fahrzeugen unter Spannung teilgenommen.“ Damit besitzt er im Rahmen der Qualifizierung gemäß BGI/GUV-I 8686 die Stufe 3 für Arbeiten in Entwicklung und Fertigung sowie auch Gliederungspunkt 3.3 für Arbeiten an Serienfahrzeugen (Bild 2 Qualifizierung und Bild 3 Stufenmodell).

Hochvolt Qualifikation

Die Auszubildenden erwerben mit der Zusatzausbildung die Qualifikation für Arbeiten an HV-eigensicheren und nicht eigensicheren Fahrzeugen unter Spannung (Quelle: BGI/GUV-I 8686)

Stufenmodell Kfz-Mechatroniker

Das Stufenmodell verrät: Wer darf was bei Elektro- und Hybridfahrzeugen? (Quelle: BGI/GUV-I 8686)

Die praktische Prüfung war in drei praktische Stationen plus Fachgespräch gegliedert. Die Kfz-Innung München/Oberbayern ist in ihrer Halle hervorragend ausgestattet und verfügt über elf verschiedene Elektro- und Hybridfahrzeuge sowie auch über entsprechende Schulungsmodelle an denen die Azubis hochqualifiziert ausgebildet und geprüft werden können.

Hochvolt Halle Kfz-Innung München

In der speziellen Hochvolt-Halle der Kfz-Innung München/Oberbayern ist eine hochqualifizierte Ausbildung möglich (Foto kfztech.de)

Die praktischen Arbeitsaufträge, die sich an realistischen Kundenaufträgen orientieren, waren u.a. das Herstellen und Überprüfen der Spannungsfreiheit an einem Elektroauto, das Messen und Prüfen an HV-Systemen mit z.B. einer Isolationsprüfung bzw. einem Potenzialausgleich. Nähere Details verbieten sich natürlich.

Spannungsfreiheit herstellen und vor Wiedereinschalten sichern

Nach dem der Stecker zum Freischalten getrennt wurde, muss anschließend noch gegen Wiedereinschalten gesichert werden (Foto kfztech.de)

Dabei mussten die Prüflinge sich zunächst entsprechende Kundenaufträge in entsprechende Anleitungen einlesen, bevor sie anschließend die Messungen und Tätigkeiten vorschriftsmäßig durchführen konnten. Die Arbeitszeit pro Station betrug jeweils 15 Minuten. Im Vordergrund standen bei den Messungen im Hochvoltbereich selbstverständlich das Einhalten der Unfallvorhütungsvorschriften.

Isolationsprüfung

Hier macht der Prüfling einen Fehler. Er führt die Isolationsmessung ohne die vorgeschriebenen Sicherheitshandschuhe durch. Die Prüfspannung beträgt 250 V!  (Foto kfztech.de)

Im Anschluss an die praktischen Aufgaben kam dann noch das obligatorische Fachgespräch an die Reihe.

Fachgespräch Hochvolt

Der Prüfer Hans Graßl beim Fachgespräch mit einem Auszubildenden (Foto kfztech.de)

Die Prüfung, die Anfang Juli stattfand, war wie auch die Zusatzausbildung ein Testlauf und hat Pilotfunktion für Bayern aber auch für die Ausbildung der Kfz-Mechatroniker in ganz Deutschland. „Ursprünglich waren auch viel weniger Stunden für Theorie und Praxis vorgesehen. Es hat sich aber gezeigt, dass dies kein realistischer Ansatz war.“, so Johannes Lock, Berufsbildungsreferent der Kfz-Innung München und Oberbayern.

Fazit zur  Hochvolt Prüfung

Ausbildung und Prüfung zur Hochvolttechnik sind qualitativ ansprechend und für die Auszubildenden gut zu meistern. Mit dieser Prüfung haben das Kfz-Handwerk aber auch die Berufsschulen gezeigt, dass es rechtzeitig und auch entsprechend qualitativ auf die Entwicklungen in der Branche reagieren kann.

Info Inhalte der Hochvolt Ausbildung

Vermittelt wurden vertiefte Kenntnisse in folgenden Bereichen:

• Grundlagen Wechselstromtechnik
• Kapazitäten und Induktivitäten
• Grundlagen Drehstrommaschinen
• Grundlagen der Elektronik, Transistorarten u. Transistorschaltungen
• Stromrichterarten und Anwendung bei Elektrofahrzeugen
• Phasenverschiebung, Wirkleistung, Scheinleistung und Blindleistung bei komplexen Verbrauchern
• Gründe und Ziele für alternative Antriebe
• Antriebsarten: Hybrid-Antriebe, Wasserstofftechnik, Elektrofahrzeuge
• Energiespeicher: HV-Batterien, Schwerpunkt Li-Ionen-Batterien, Kondensatoren
• Startsysteme: Riemen-Starter-Generator, Kurbelwellen-Starter-Generator
• Nebenaggregate
• Gefahren des elektrischen Stromes und Erste Hilfe
• Netzformen
• Schutzmaßnahmen, Schutzklassen, Schutzarten
• Eigensichere Fahrzeuge (HV-Kontaktüberwachung, Isolationsüberwachung, Kurzschlussüberwachung)
• Freischalten, Spannungsfreiheit prüfen • Leitungen, Kabel, Verbindungssysteme, Ladesysteme
• Gesetz, Verordnungen, Vorschriften

Quellen: M. Becker Uni Flensburg, www.autoberufe.de, Kfz-Innnung Bayern (www.kfz-bayern.de )

 

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Autor: Johannes Wiesinger

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