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Tacho Manipulation - Wie man sich schützen kann

von kfztech.de | Technik allgemein |

Tacho Manipulation - Wie man sich schützen kann

Ein zurückgedrehter Kilometerstand am Tacho gehört zu den häufigsten Manipulationen im Gebrauchtwagenmarkt.

Es ist auch zu einfach, es dauert auch nur 3 Sekunden bis der Tacho mit einem frei verkäuflichen Gerät zurückgedreht werden kann! Der Grund für das Tacho drehen ist bekannt: Je niedriger der Kilometerstand eines Autos ist, desto mehr lässt sich an dem Fahrzeug verdienen. Für die Betrüger lohnt sich das. Der Gebrauchtwagenkäufer ist der Gelackmeierte. Denn im Schnitt zahlen Autofahrer beim Kauf eines Gebrauchtwagen laut ADAC 3.000 Euro zu viel. Ein weiterer Grund für Pkw-Besitzer Tacho-Manipulierer zu beauftragen liegt darin, Leasing-Strafzahlungen zu vermeiden und somit Abzüge beim Restwert zu sparen oder um zu Unrecht eine Garantie- beziehungsweise Kulanzleistung kostenlos in Anspruch zu nehmen


Tachometer

Der Kilometerstand ist hoch, aber er stimmt immerhin - Bild: kfztech.de

30 Prozent sind laut ADAC manipuliert

Nach Berechnungen der Polizei ist der Kilometerstand des Tachos bei rund 30 Prozent der Gebrauchtwagen, die in Deutschland jährlich den Besitzer wechseln, manipuliert. Das sind rund 1,8 Millionen Fahrzeuge. Der Schaden wird auf durchschnittlich 3000 Euro pro Auto geschätzt – das wären somit insgesamt rund 6 Milliarden Euro. Diese Zahlen werden auch vom ADAC so kommuniziert. Und die Opfer sind in erster Linie die privaten Gebrauchtwagen-Käufer. Der VDA schätzt diese Zahlen als zu hoch ein und vermutet lediglich 10 Prozent an Tacho Manipulationen.

Wie der ADAC weiter mitteilte, würde es nur etwa drei Millionen Euro kosten, um die drei Millionen jährlich in Deutschland verkauften Neuwagen wirksam gegen Betrug zu schützen. Pro Auto bedeutet dies etwa einen Euro Aufpreis.

Tachomanipulation ist einfach

Die Zeiten, als mit der Bohrmaschine der Kilometerzähler zurückgedreht wurde, sind längst vorbei. Die mechanische Kilometerwalze im Tacho hat längst dem LCD-Display des Digital Tachos den Platz räumen müssen. Kilometerstände von Gebrauchtwagen werden deshalb durch Eingriffe in die Elektronik oder durch Austauschen von Speicherchips zurückgedreht. Mit relativ leicht zu bedienenden Manipulationsgeräten mit Spezial-Software, die bereits für knapp 200 Euro legal erhältlich sind, kann der Kilometerstand an fast jedem Fahrzeugtyp beliebig verstellt werden. ADAC Tests haben ergeben, dass keines der aktuellen Fahrzeuge als manipulationssicher gelten kann.

Tacho wird manipuliert

Alter und neuer Kilometerstand: So leicht funktioniert Tachobetrug! (Quelle: ADAC)

In der Regel muss dafür das Tacho nicht einmal ausgebaut werden, sodass der Kilometerstand nach kaum einmal 30 Sekunden deutlich weniger anzeigt. Nach Erscheinen neuer Fahrzeugmodelle gibt es kurzfristig Software-Updates. Der Anschluss des Manipiulationsgeräts erfolgt in der Regel am einheitlichen Diagnose-Stecker (OBD), über den jedes Fahrzeug spätestens seit Baujahr 2001 verfügt.

Laut ADAC hätten es “Tacho-Trickser“ deutlich schwerer, wenn Autoproduzenten und Zulieferer aktuelle Sicherheitstechnik einsetzen würden. Besonders erstaunlich: entsprechende Technologien wie SHE (Secure Hardware Extension) oder HSM (Hardware Secure Modules) sind bereits heute teilweise in den Steuergeräten der Fahrzeuge vorhanden, aber nicht aktiviert.

Preise für die Tacho Anpassung

Das Zurückdrehen des Digital Tacho wird von vielen „Dienstleistern“ zu Preisen von 50 Euro bis 500 Euro pro Auto überall als „Tacho-Anpassung“ bzw. „Tacho-Justierung“ angeboten (siehe Typische Anzeige im Internet).

Typische Anzeige im Internet

Preis Tachojustierung (Irrtümer vorbehalten!)

Wichtig! Rufen Sie nur an, wenn es sich um eine Tachoreparatur , Austauschtacho oder Angleichung oder Rückjustierung handelt!

Tachomanipulation ist verboten! Insbesondere bei Leasing oder Mietfahrzeugen!

Kleiner Auszug aus einer Preisliste am Beispiel Audi:
 
A6 A7 und A8 neu 500 €
A8 ab Modell 2003-2011 180 €
TT 100 €
A5 / Q5 / Q7 ab 2008 300 €
Direktschaltgetriebe, EDC 16 50 €

Was sagt der Gesetzgeber?

Tacho-Manipulation ist seit 2005 verboten!

Zuvor war das Zurückstellen von Kilometerständen nur dann verboten, wenn eine betrügerische Absicht dahinter steckte. Das allerdings war den Tachodrehern nur schwer nachzuweisen. Der ADAC weist nachdrücklich darauf hin, dass

"das Verschweigen der tatsächlichen Gesamt-Laufleistung (und das Einstreichen eines dadurch höheren Erlöses beim Gebrauchtwagenverkauf, das Drücken der Leasing-Schlussrate oder aber das Erschleichen einer Garantie- bzw. Kulanzleistung) einen Betrug darstellt. Hierfür sieht das Gesetz eine Geldstrafe oder aber eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahren vor."

Die direkte Werbung für Tacho-Manipulationen in Zeitungen und im Internet ist ebenfalls verboten, da das Gesetz bereits das Angebot einer rechtswidrigen Dienstleistung untersagt. Dieses Verbot wird jedoch vielfach unterlaufen, so dass solche Anzeigen und Internet-Seiten in der Praxis weiterhin stark verbreitet sind (siehe Kasten Tacho-Justierung). Bedauerlicherweise sind die Herstellung und der Verkauf der Manipulations-Geräte aufgrund eines Urteils des Bundes-Verfassungsgerichtes erlaubt!

Wie schützt man sich vor Tacho Manipulation?

Vor den Tricks der Tacho-Manipulierer schützt nur besondere Aufmerksamkeit. Von ADAC und Auto Bild kommen die folgenden Tipps:

Prüfen der Fahrzeugdokumente

Damit Sie nicht auf einen manipulierten Kilometerstand reinfallen, sollten Sie beim Gebrauchtkauf ganz genau in die Fahrzeugdokumente schauen. Der Rat: Kontrollieren Sie unbedingt alle Reparatur-Rechnungen, AU- und TÜV-Berichte. Auch ein Blick in das Inspektionsheft oder auf den Ölwechselaufkleber kann hilfreich sein. Denn gerade hier können Unstimmigkeiten auffallen: Wenn z.B. auf dem Ölwechselzettel auf einen Ölwechsel bei 180.000 Kilometern hingewiesen wird, aber das Auto laut Tachometer erst 110.000 Kilometer gefahren sein soll. Denn üblicherweise findet ein Ölwechsel spätestens alle 30.000 bis 40.000 Kilometer statt.

Fehlerspeiucher auslesen lassen

Doch Vorsicht: Tachos werden nicht nur kurz vor dem Verkauf eines Gebrauchtwagens manipuliert. Kilometerstände zu frisieren ist auch während der Nutzung des Autos üblich, damit die falschen Daten in der „Fahrzeug-Historie“ der Hersteller-Werkstatt eingetragen werden und so weniger Laufleistung vortäuschen. Das Fatale ist: Eine Manipulation des Kilometerstandes lässt sich auf technischem Wege in den meisten Fällen nicht aufdecken. Der Kunde könnte aber zumindest in der Werkstatt den Fehler- und Wartungsintervall-Speicher auslesen lassen, um die bei Fehlereinträgen teilweise mit protokollierten Kilometerstände mit dem im Tacho angezeigten zu vergleichen. Bei einem Diesel mit Partikelfilter kann man beispielweise den Kilometerstand bei der letzten Partikelfilter Regeneration auslesen.

Vorbesitzer fragen

Etwas mühevoller aber evtl. sehr wirksam ist es anhand der Zulassungsbescheinigung Teil II bzw. des Fahrzeugbriefs den Vorbesitzer des Wagens auszumachen und zu erfragen, was für einen Kilometerstand der Gebrauchtwagen besaß, als dieser ihn verkauft hatte.

Bauteilverschleiß prüfen

Ein sehr stark zurückgedrehter Tacho kann sich auch dadurch verraten, wenn Bauteile einen übermäßig starken Verschleiß aufweisen und dieser nicht im Einklang mit dem Kilometerstand steht. So deuten beispielsweise stark abgenützte Pedalgummis auf einen hohen Kilometerstand hin. Dies ist aber leider nicht wirklich aussagekräftig.

Tatsächliche Laufleistung

Verlassen sollte sich ein Autofahrer auch nicht auf Verkäuferangaben wie „Kilometerstand laut Tacho“ oder „Kilometerstand abgelesen“. Sie sind weitgehend unverbindlich. Bestehen Sie auf der schriftlichen Angabe der „tatsächlichen Laufleistung“ im Kaufvertrag, den Sie z.B. mit einem ADAC Mustervertrag abschließen sollten. Falsche Angaben zur Kilometer-Laufleistung eines Fahrzeugs in einer Internetanzeige sind übrigens ein erheblicher Sachmangel und berechtigen den Käufer zum Rücktritt vom Kaufvertrag. So hat das Oberlandesgericht (OLG) Düsseldorf in einem Urteil (Urteil vom 15.11.2012, AZ: I-3 W 228/12) entschieden.

Gebrauchtwagencheck

Schließlich kann der misstrauische potenzielle Autokäufer auch noch einen Gebrauchtwagen-Check in einem ADAC Prüfzentrum oder bei einem ADAC Vertragssachverständigen durchführen lassen (siehe Links).

Das könnte auch interessant sein: 

Tipps für den Gebrauchtwagenkauf

Frau kauft Auto

Teure Folgeschäden

Ein zurückgedrehter Tacho kann letztlich für hohe Folgeschäden sorgen und zudem ein Sicherheitsrisiko bergen. Man hält das Auto schließlich für fahrtüchtiger, als es tatsächlich ist. Wenn beispielsweise der Besitzer glaubt, dass der Zahnriemenwechsel laut Tachostand noch Zeit hat, er aber aufgrund der tatsächlich Laufleistung bereits längst fällig ist. Falls dann der Zahnriemen wegen Überschreiten des Wechsel-Intervalls reißt, kann dies schlimmstenfalls zu einem tausende Euro teuren Motorschaden führen.

Deshalb sollte man sich besser nicht vom Preis blenden lassen und im Zweifelsfall auf den Kauf eines Gebrauchtwagens verzichten, wenn der Kilometerstand verdächtig erscheint bzw. die Unterlagen nicht stimmig sind.

Der „ADAC hat die Initiative gegen Tacho-Betrug" mit dem Ziel gegründet, Tacho-Manipulation so zu erschweren, dass diese sich nicht mehr lohnt. Außerdem betreibt der Club intensive Medienarbeit, um die Verbraucher zu informieren – und sensibilisiert den Gesetzgeber auf nationaler und auf EU-Ebene für dieses Thema.

Schutz durch Auto-Lebenslauf

US-Amerikaner schützen sich seit rund 25 Jahren vor Tachomanipulationen mit einem amtlichen Lebenslauf für Autos. Ein Autofahrer, der sich für so einen Auto-Lebenslauf interessiert, kann sich diesen im Internet (www.carfax.eu) herunterladen, wenn er die Fahrgestellnummer (FIN) des Autos kennt. Die Firma Carfax sammelt Zulassungs-, Unfall- und Reparaturdaten mit den jeweiligen Kilometerständen und bereitet sie zu einer Art Lebenslauf auf. In Europa konnte sich das leider aus Datenschutz-Bedenken noch nicht durchsetzen.

Nun gibt es aber seit August 2013 den Verein gegen Tachomanipulation, der mit einer Datenbank zur Fahrzeughistorie Tachofälschern ihr Handwerk erschweren will. Auf der Online-Plattform können Fahrzeughalter (kostenlos), aber auch Werkstätten und Sachverständige den aktuellen Kilometerstand von Pkw hinterlegen. Gebrauchtwagenkäufer könnten dann überprüfen, ob die Angaben des Verkäufers zur Fahrleistung der Realität entsprechen.

Quellen: www.autobild.de, www.t-online.de, www.adac.de

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