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Radial-Wellendichtring defekt, Motor undicht - was nun?

von kfztech.de | Lernfeld 5 | Service Motor |

Radial-Wellendichtring defekt, Motor undicht - was nun?

Was ist eigentlich ein Radial-Wellendichtring? Welche Aufgabe hat er und was ist bei der Reparatur eines Simmerring®s zu beachten?

Wer schon mal ein Fahrzeug mit einer höheren Laufleistung gefahren hat, kennt vielleicht das Problem. Auf dem Parkplatz, auf dem man sein Auto regelmäßig abstellt, finden sich plötzlich Ölflecken im Bereich unter dem Motor oder der Kupplung.

Ursache kann vieles sein, z.B., eine Ölablassschraube oder die Ölwanne, die nicht mehr ganz abdichtet. Häufig ist aber einer der Radial-Wellendichtringe, die die Kurbelwelle vorne oder hinten nach außen hin abdichten, die Quelle für die Undichtigkeit des Motors.

Nun ist guter Rat teuer. Schließlich ist das erstens unschön und zweitens vergiftet man die Umwelt und evtl. auch das Trinkwasser.


Motoransicht vorne

Hier wurde das Frontend ausgebaut, um die Reparatur am Radial-Wellendichtring vornehmen zu können. - Bild: depositphotos.com

Radialwellendichtring - was ist das?

Ein Radial-Wellendichtring wird oft auch vereinfacht als Wellendichtung oder Simmerring® bezeichnet. Radial-Wellendichtringe (kurz: RWDR) sind erforderlich, um drehende Wellen radial abdichten zu können. Die Kurbelwelle des Motors ist ein gutes Beispiel hierfür, da die Welle aus dem Gehäuse herausgeführt wird, um das Drehmoment an das Getriebe weiterzuleiten bzw. andere Aggregate anzutreiben. Die Wellendichtung ermöglicht, dass das heiße unter Druck stehende Motoröl im Motor verbleibt und z.B. nicht in die Kupplungsglocke eindringt und so die Kupplung beschädigt.

Radial-Wellendichtringe bestehen zumeist aus Kunststoffen auf Kautschuk-Basis (z.B. NR, NBR, EPDM) oder Polytetraflouretylen (PTFE, bekannt als Teflon) und Metallringen als Gehäuse. Zur Abdichtung nach innen besitzen Simmerringe® eine vorgespannte Dichtlippe (1), die oft durch eine Schlauchfeder (2, auch: Wurmfeder) auf die Welle gedrückt wird. Eine Staublippe (3) schützt gegen Verunreinigungen von außen.

Radial-Wellendichtringe

Typisches Aussehen von Radial-Wellendichtringen - Bild: depositphotos.com

In Deutschland sind Radial-Wellendichtringe nach DIN 3760 genormt. Auf dem Dichtring befindet sich in der Regel die folgende Kennzeichnung:

Kennbuchstabe Innendurchmesser × Außendurchmesser × Tiefe/Breite

Bei der Kennzeichnung steht

  • A für gummierte Dichtungen

  • B für ein offenes Metallgehäuse

  • C für ein geschlossenes Metallgehäuse

Weitere Kennzeichnungs-Beispiele:

  • Ausführungen mit Staublippe (AS/BS)

  • zweiter Staublippe (WAS/WBS)

Demontage des Wellendichtrings

Am Beispiel eines Wellendichtrings auf der vorderen Motorseite eines Pkw-Motors soll der Reparaturvorgang kurz erläutert werden. Um den Wellendichtring ausbauen zu können, muss Platz im engen Motorraum geschaffen werden. In der Regel ist das Frontend oder zumindest der Kühler auszubauen, um an die Vorderseite des Motors zu gelangen (s. Biild oben).

Um den Radial-Wellendichtring zu demontieren, ist ein Spezialwerkzeug nötig. Verwendet werden in den Werkstätten entweder Schlagauszieher mit Gleithammer oder Haken-Nadeln. Mit Schlagausziehern besteht weniger die Gefahr die Welle zu zerkratzen; sie sind aber teurer. Haken lassen sich zur Not auch selbst anfertigen. Sie gibt es auch günstig im Handel. Der Dichtring wird bei beiden Methoden beim Ausbau  zerstört. Deshalb ist es sinnvoll, den passenden RWDR zur Hand zu haben.

Simmerring® eines Reihenmotors
Simmerring® eines Reihenmotors
3 Bilder: kfztech.de
Simmerring® eines OHV-Motors
Simmerring® eines OHV-Motors
Simmerring® eines Zweitakters
Simmerring® eines Zweitaktes

Wichtig ist es auf jeden Fall zu vermeiden, dass man die Welle beim Ausbau beschädigt. Der Dichtspalt, der gerade einmal 1 µ beträgt, wäre durch einen Kratzer nicht mehr gegeben und die Dichtheit nicht mehr gewährleistet. Bereits beschädigte Wellen können in solchen Fällen mit einer Wellenreparatur-Hülse (speedi-sleeve) für die Montage vorbereitet werden.

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Montage des Radial-Wellendichtrings

Spätestens vor der Montage sollte man sich vergewissern, dass man den richtigen Simmerring® gekauft hat. Welle und Gehäuse sind nachzumessen und mit den Maßen der Dichtung zu vergleichen. Dabei ist zu beachten, dass der Außendurchmesser der Dichtung für einen Presssitz ausgeführt ist und deshalb etwas größer ist als der Gehäusedurchmesser.

Zur Montage ist eine passende Aufschlaghülse zu verwenden und der Dichtring vorsichtig mit einem Kunststoffhammer in das Gehäuse einzutreiben.

Zu beachten ist, dass bei PTFE-Ringen eine Wartezeit von vier Stunden einzuhalten ist, bevor der Motor gestartet wird.

Anmerkungen

Die Auswechslung eines Radial-Wellendichtrings sollte nur von einer Kfz-Werkstatt oder erfahrenen Schraubern vorgenommen werden. Sonst ist die Dichtigkeit nach der Montage oder nach kurzer Zeit nicht mehr gegeben.

Der Begriff „Simmer-Ring®“ ist ein eingetragenes Warenzeichen der Fa. Freudenberg Sealing Technologies. (zurück zum Artikel oben)

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