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Sicherheit |
Airbag -
Übersicht und Komponenten (Bauteile) (2)
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Grafik von Bosch |
1 Upfront-Sensor,
2 Zentrales Airbag-Steuergerät mit
integrierter Überrollsensierung,
3 Insassenklassifizierungsmatte mit
automatischer Kindersitzerkennung, Gewichtssensor,
5
Out-of-Position-Sensor,
6 Seitenairbag-Sensor
(Beschleunigung),
7 Seitenairbag-Sensor (Druck),
8 Fußgängeraufprallsensor,
9 Busarchitektur |
Modernes Airbagsystem
Zum den passiven Schutzmaßnahmen des neuen Opel
Ampera gehört auch ein fortschrittliches Airbagsystem mit insgesamt
8 Airbags, das im Fall der Fälle wirkungsvollen Rundumschutz bietet.
Dazu gehören zweistufige Frontairbags, Seitenairbags und Knieairbags
für Fahrer und Beifahrer sowie Kopfairbags für Fahrer, Beifahrer und
hinten außen. Sollten Sie ein Baby auf dem Beifahrersitz
transportieren, lässt sich der Frontairbag deaktivieren. Für noch
mehr Sicherheit sorgen doppelte Gurtstraffer vorne, auskuppelnde
Sicherheitspedale PRS (Pedal Release System) und
ISOFIX-Befestigungen für Kindersitze. Quelle: Opel
Airbag Komponenten (Bauteile)
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Frontairbag
Der Frontairbag hat die Aufgabe das Risiko
einer Verletzung des Fahrers bei einem Crash zu vermindern. Der
Frontairbag für die Fahrerseite befindet sich in der Prallplatte
des Lenkrads. Der Frontairbag Fahrer ist heute oft mit einem
2-stufigen Gasgenerator ausgerüstet.
Frontairbag 2-stufig 1= Anschluss Zündstufe
1, 2= Anschluss Zündstufe 2, (Quelle: BMW)
Airbag-Einheiten mit pyrotechnischen
Gasgeneratoren
Die älteren bislang verwenden Gasgeneratoren
waren mit chemischen
Feststoff-Treibsätzen ausgestattet, die
hauptsächlich auf der Basis von Nitrozellulose oder Natriumazid
NaN3 hergestellt wurden. Der Gasgenerator enthält eine exakt
definierte Menge eines Festtreibstoffs. Bei dessen Verbrennung
entsteht in kürzester Zeit eine definierte Gasmenge zum Füllen
des Airbags. Bei der Aktivierung entstehen primär Gase,
hauptsächlich Stickstoff, jedoch auch CO und Stickoxide, sowie
alkalische Substanzen als Feststoffe. Seit 1997 werden auch
Composite-Treibsätze verwendet die auf Basis von
Alkalichloraten hergestellt werden.
2-stufiges Airbagmodul
Airbag-Einheiten mit Hybridgasgeneratoren
Hybridgasgeneratoren bestehen aus einem
Druckgefäß mit einem komprimierten Gas und einer pyrotechnischen
Baugruppe, die zum Auslösen und Aufheizen des ausströmenden
Gases dient. Bei den Gasen dient eine Druckflasche als
Gasspeicher. Beim Anzünden öffnet der Treibsatz die den
Gasbehälter verschließende Membran, worauf das vorkomprimierte
Gas (Stickstoff oder Argon-Helium Gemisch) den Airbag aufbläst.
Dadurch gibt es fast keinen Verbrennungsrückstand.
Gasgenerator
(Festtreibstoff)
Topfgenerator - Die Darstellung zeigt einen
Topfgenerator wie er hauptsächlich beim Fahrerairbag zum Einsatz
kommt.
Aufbau und Wirkungsweise
Topfgenerator
Im Gehäuse befindet sich ein Metallfilter,
Festtreibstoff in Tablettenform (ca. 500 g) und ein
Brückenzünder mit Zündpille.
Der Gasgenerator enthält
einen Feststofftreibsatz auf Basis von Natriumacid (Na N3) in
Tablettenform. Der Sensor im Steuergerät aktiviert den
elektrischen Brückenzünder und die
Zündpille leitet die Verbrennung des
Treibstoffes ein. Die Erwärmung eines dünnen Drahtes im
Brückenzünder erfolgt durch den im Zündkondensator gespeicherten
Zündstrom von etwa 800 mA. Diese Wärme reicht aus um die ca. 8 g
Schwarzpulver, die in der Zündpille sind, zu zünden. Es findet
keine Explosion sondern ein definierter Abbrand des
Festtreibstoffes statt unter Nutzung der Expansion des
entstehenden Gases. Durch die chemische Umsetzung entsteht im
Brennraum eine Temperatur von etwa 600 bis 800 °C. Es entsteht
das für die Insassen ungefährliche Airbag-Füllgas Stickstoff,
das durch das Metallfilter gereinigt und von 300°C abgekühlt
wird. Mit 120 bar Druck strömt das Gas durch ein grobes
Filtersieb in die Filtereinheit. Beim Eintritt in den Luftsack
hat das Gas noch eine Temperatur von ca. 60-80°C, sodass eine
Gefährdung der Fahrzeuginsassen ausgeschlossen werden kann. Der
beim Aufblasen entstehende Knall (ca. 130-160dBA) dauert nur 3
ms und führt daher zu keiner Gehörschädigung.
Zündpille
Erkennen von Fahrzeugen mit Pyrotechnik
Jedes Fahrzeug mit Airbag ist mit den
Buchstaben SRS (Supplemental Restraint System bzw.
Sicherheitsrückhaltesystem) auf dem Airbag gekennzeichnet. Auch
ist in der Instrumententafel eine Kontrollleuchte vorhanden, die
beim Einschalten der Zündung kurz aufleuchtet.
Zur Erfassung der Fahrzeugverzögerung und zum Auslösen der Zündung ist
die Information von Crashsensoren
erforderlich, die unabhängig voneinander arbeiten. Ein Beschleunigungs-
oder Crashsensor kann im Steuergerät oder am Vorderwagen oder in den
Säulen des Fahrzeugs verbaut sein.
Ein Crashsensor besteht im Grunde aus einem
mikromechanischen Beschleunigungssensor und einer
Auswerteelektronik.
Vereinfacht ausgedrückt arbeitet ein Beschleunigungssensor wie ein
Kondensator. Es gibt feststehende und bewegliche
Kondensatorplatten. Die beweglichen dienen als seismische Masse, die bei
einem Unfall in Erfasssungsrichtung verschoben werden. Der
Beschleunigungssensor reagiert rein mechanisch auf den abrupten Stopp
des Fahrzeugs. Beim Aufprall wird die Siliziummasse des Sensors
ausgelenkt. Dabei entsteht zwischen den beweglichen und den starren
Stegen im Sensor eine Änderung der elektrischen Kapazität. Die Fühler
können wegen ihrer winzigen Masse verzögerungsfrei reagieren. So liefern
sie bereits in den ersten Millisekunden eines Aufpralls lebenswichtige
Informationen an das Airbag-Steuergerät.
Die Änderung der Kapazität wird von der Auswerteelektronik erfasst,
bewertet und als digitales Signal an das Airbagsteuergerät gesendet
wird. Bei Audi werden diese beispielsweise im A6 in den beiden
C-Säulen verbaut.
mikromechanischer Beschleunigungssensor
von Bosch |
mikromechanischer Beschleunigungssensor
Quelle: Audi |
Anfänglich
wurden rein mechanische Crashsensoren in der Front des
Wagens verbaut. Hierbei handelte es sich um ein mechanisch
arbeitendes Feder/Masse- System. Die mechanischen Sensoren
reagieren bei einer Beschleunigung von ca. 3-5 g. Pfeile auf
den Sensoren gaben die korrekte Einbaulage an. Sie wurden
mit Spezialschrauben befestigt. Die Zündung erfolgt
nur, wenn mindestens ein Frontsensor und der
Sicherheitssensor im Steuergerät ausgelöst haben.
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Die Gewichtsrolle ist
innen hohl und dient zur Aufnahme von Kalibriergewichten. Sie ist mit einem
gegenläufigen Bronzefederband verbunden (umwickelt). Das Bronzefederband ist mit
dem anderen Ende mit dem Gehäuse verbunden. Dadurch wird die Rolle sicher
geführt, so dass sie nur bei einer ganz bestimmten Krafteinwirkung und
Stoßrichtung aus der Ruhelage rollen kann. Im Auslösemoment rollt die
Gewichtsrolle über die Kontaktfeder und der Stromkreis zum Airbag-Steuergerät
ist geschlossen. Im Sensor ist für Diagnosezwecke ein hochohmiger Widerstand
integriert.
Der Safingsensor bietet
Schutz vor ungewollter Airbagauslösung bei evtl. Defekt eines Frontsensors
bei einem Unfall oder bei extremer elektromagnetischer Einstreuung |
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Der Sicherheitssensor ist ein
elektromechanischer Schalter, er besteht aus einem Reedschalter und einem
federbelasteten Ringmagneten. Die Schaltschwelle ist so eingestellt, dass unter
normalen Fahrbedingungen ein Schließen der Kontakte unmöglich ist Er sitzt im
Steuergerät und ist zu den Frontsensoren in Reihe geschaltet. Der
Safing-Sensor überprüft die Ansprechschwelle zum Zünden. Die Beschleunigung bzw.
Verzögerung muss dazu über 2 g (1 g = 9,81 m/s²) liegen (Bei Vollbremsung werden
1 bis 1,2 g erreicht).
Funktion:
Eine magnetische Gewichtsmasse befindet sich auf einem
harzgefüllten Rohr und wird von der Kraft der Feder in Ruhestellung
gehalten. Darin befindet sich die Reedröhre mit den beiden Kontakten. Bei einem
Aufprall gleitet der Magnet entgegen der Feder auf dem Rohr und verursacht damit
das Schließen der Kontakte. Dieses Signal wird verstärkt und zum Zünder des
Airbags geschickt.
sind in der Lage, mittels Radar-Technik
den Abstand und den Winkel zu einem möglichen Hindernis zu messen.
Wird vom Steuergerät eine sehr schnelle Reduzierung dieses Abstands
erkannt, kann es aus diesen Daten vor einem Aufprall den
Aufprallwinkel, die Relativgeschwindigkeit und den genauen Zeitpunkt
des kommenden Unfalls berechnen.
Upfront-Sensoren erfassen im
Knautschzonenbereich die Deformation und somit die
Energieabsorption.
Das SRS-Steuergerät
soll die Funktionsbereitschaft des Airbagsystems überwachen und evtl. Fehler
über eine Kontrollleuchte dem Fahrer anzeigen. In Verbindung mit den
Crash-Sensoren zündet es zuverlässig und zeitrichtig bei bestimmten
Unfallsituationen den oder die Gasgeneratoren.
Das Steuergerät unterteilt sich in
folgende Bereiche
- Diagnoseeinheit und Fehlerspeicher
(Überwachungselektronik)
- Auswerteelektronik mit Spannungswandler
(Zündenergieerzeuger) und Energiespeicher (Zündkondensator)
- Beschleunigungsaufnehmer mit Sicherheitssensor
- Crashsensor (je nach Ausführung)
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Einbauort Airbag-Steuergerät |
Das Steuergerät ist zentral im Fahrzeug
angeordnet. Natürlich variiert der Einbauort von Fahrzeug zu Fahrzeug. Oft ist
es jedoch im Bereich des Kardantunnels in der Nähe der Mittelkonsole angebracht.
Funktion des Steuergeräts
Das Airbag-Steuergerät ist die zentrale
Einheit des gesamten Rückhalte- und Sicherheitssystems.
Das Steuergerät verarbeitet die von den
Sensoren eingehenden Signale und errechnet z.B. im Fall eines von vorne
drohenden Aufpralls den Zeitpunkt des Aufpralls, die
Aufprallgeschwindigkeit, den Aufprallwinkel, die benötigten
Rückhalteeinrichtungen und den günstigsten Zeitpunkt der Zündung der
einzelnen Rückhalteeinrichtungen. Außerdem werden die entsprechend
errechneten Zündkreise zum errechneten Zeitpunkt gezündet (siehe Besipiel
rechts).
Aufgaben im Überblick:
Die Diagnoseeinheit überprüft sobald
das System in Bereitschaft ist, ständig mittels eines Prüfstromes die
Wickelfeder, die Zündpille und die Frontsensoren auf
Übergangswiderstände oder Unterbrechungen. Ist das System einwandfrei,
so erlischt die Kontrollleuchte kurze Zeit nach dem Einschalten der
Zündung. Erfolgt dies nicht oder leuchtet die Kontrollleuchte während
der Fahrt, so liegt ein Fehler vor und das System wird deaktiviert.
Meldet der Frontsensor einen Aufprall und der im
Steuergerät befindliche Sicherheitssensor bestätigt dies, so wird die Zündpille
im Gasgenerator aktiviert. Um eine sichere Zündung auch bei einem
Batterieleitungsschaden zu gewährleisten wird im Steuergerät der Zündkondensator
vom Spannungswandler mit der Zündspannung von ca. 35-40 Volt aufgeladen. Bei
einem Unfall (unterbrochene Stromversorgung) gibt der Zündkondensator seine
gespeicherte Energie über den geschlossenen Crashsensor und gleichzeitig
geschlossenen Sicherheitssensor an die Zündpille im Gasgenerator ab, wodurch der
Airbag ausgelöst wird.
Das Airbag-Steuergerät ist über den
CAN-Bus mit
anderen Steuergeräten verbunden. Die integrierte
Eigendiagnose erfasst sämtliche Sensoren, Zündkreise sowie
die Kontrollleuchte. CAN-Bus Eigendiagnose
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Airbagsteuergerät (Airbag Control Unit - ACU)
Der Berechnung z.B. des Zeitpunktes der Zündung
des Kopf-Airbags liegen folgende Erkenntnisse zugrunde:
1. Maximal zulässige
Insassenvorverlagerung (typisch: 12 cm)
2. Zeitbedarf für Entfaltung des Airbags
(typisch: 30 ms)
In Verbindung mit den Auswertungen der
Sensorsignale über Aufprallgeschwindigkeit und dem
voraussichtlichen Zeitpunkt des Aufpralls ergibt sich der
erforderliche Zeitpunkt der Zündung des Airbags für folgende
Annahmen:
• Errechneter Aufprall in 0,2 s
• Errechnete Aufprallgeschwindigkeit 50
km/h oder 13,89 m/s
• Zeit für maximale
Insassenvorverlagerung bei errechneter
Aufprallgeschwindigkeit 0,0432 s
(Formel: t = t + t - t - s /v t = 0,2 s
+ 0,0432 s - 0,03 s - 0,12 m / 13,89 m/s = 0,2046 s)
Der Zündimpuls muss also bis in 0,2046
Sekunden nach Berechnungsbeginn erfolgen. Die Zeit, die zur
Berechnung nötig ist, wird einkalkuliert. (Quelle: Bosch) |
Die Wickelfeder soll eine einwandfreie
bewegliche elektrische Verbindung zwischen dem starren Kabelbaum an der
Lenksäule und dem beweglichen Lenkrad und somit dem Gasgenerator herstellen.
Die spiralförmig aufgewickelte Leiterfolie ist so in der Lage, den
Lenkradumdrehungen in beiden Richtungen zu folgen, ohne durchzubrechen. Das
Wickelband ist vieradrig und ermöglicht 2,5
Umdrehungen nach rechts und nach links.
Achtung: Bei Montagearbeiten ist unbedingt darauf zu achten dass in
Mittelstellung der der Lenkung und Geradeausstellung der Räder das Lenkrad
demontiert wird. Der Rückstellring muss in der Mittelstellung fixiert werden
bevor er abgenommen werden kann. Im ausgebauten Zustand darf die Wickelfeder
nicht verdreht werden. Vor dem Einbau einer neuen Wickelfeder ist darauf zu
achten dass die Fixierstreifen am Gehäuse unbeschädigt sind. |
Wickelfeder |
Um zu vermeiden, dass bei
Servicearbeiten am Airbagsystem elektronische Störungen den Airbag zünden, sind
die beiden Klemmen über eine Kurzschlussbrücke beim Abziehen verbunden.
Damit kann sich auf den Kabeln kein Potenzial z.B. durch statische Aufladung
aufbauen, das beim Einstecken die Airbags ungewollt zündet.
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DDer Airbag-Kabelbaum ist meistens
leuchtfarben (gelb) ausgeführt und separat verlegt. Eine Instandsetzung des
Kabelbaums und der Stecker ist nur in Einzelfällen nach Reparaturanleitung des
Hersteller erlaubt und Bedarf der unbedingten Befolgung dieser Anweisungen.
Sollte eine Reparatur vom Hersteller nicht freigegeben sein, so muss der
Kabelbaum erneuert werden.
Bei einwandfreier Funktion der
pyrotechnischen Einheiten muss die Airbagkontrollleuchte beim Einschalten der
Zündung aufleuchten und nach etwa vier Sekunden erlöschen. Erlischt die Leuchte
nicht oder leuchtet sie während der Fahrt, liegt eine Störung vor.
Übersicht der elektrischen Bauteile
Elo-Komponenten Airbag |
Umgangsfehler mit dem Airbag
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Der Beifahrer versucht sich abzustützen. Dabei könnte er sich
an der scharfkantigen Abdeckkappe verletzen.
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Füße werden auf das Armaturenbrett gelegt. Wenn es
kracht schleudert der Airbag dem Beifahrer die Knie ziemlich brutal ins Gesicht.
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Der Abstand zum Lenkrad ist zu klein. Ein Abstand von 25 bis
30 cm vom
Lenkrad-Airbag sollten es sein. Sonst könnte man bei einem Front-Crash ziemlich
hart im Gesicht und auch an der Brust getroffen werden.
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Der Reboardeinbau des Kindersitzes kann tödlich enden. Der
Airbag zielt dabei genau auf die Oberkante des Sitzes.
Beim Reboardeinbau deshalb unbedingt den Beifahrerairbag abschalten!
Ist der Beifahrerairbag aktiv, darf kein
Reboard-Kindersitz montiert sein. (Bild: Volvo)
Quellen: Opel (GM Company), Bosch, VW, Audi,
BMW, Ford, autoliv, Volvo, Dekra, TRW,
Autor: Johannes
Wiesinger
bearbeitet:
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