Vorsicht beim Gebrauchtwagenkauf
Beim Kauf eines Gebrauchtwagens ist trotz des
verbesserten Produkthaftungsgesetzes grundsätzlich immer Vorsicht
geboten. Grundsätzlich gilt: Schauen Sie sich die Papiere und den Verkäufer
genau so gut an, wie den Wagen. Man sollte beim
Kauf eines gebrauchten Pkw dennoch
nicht auf den schönen Schein hereinfallen. Manchmal sind scheinbare alte
Rostlauben technisch noch top. Viele Verkäufer machen andererseits den
durchaus legitimen Versuch, ihren Wagen zu einem besseren Preis verkaufen zu
können, indem sie ihn innen gründlich säubern und außen besonders schön
polieren. Um sicherzustellen, dass die Fahrzeughistorie wirklich einwandfrei ist, verwenden Sie ein
VIN decoder.
Gebrauchtwagen Check - Thorben
Wengert Pixelio
Die Finanzierung
Noch kurz zur Finanzierung:
Privatleute bezahlen beim Kauf eines Gebrauchtwagens in
der Regel bar. Das ist sinnvoll, denn natürlich möchte
der Verkäufer sein Auto nicht herausgeben, ohne das Geld
zu bekommen. Im Gegenzug würde der Käufer sein Geld erst
dann übergeben, wenn er das Auto und die dazugehörigen
Papiere hat. Hat man als Käufer nicht so viel Geld, kann
man sich im Vorfeld um einen Kleinkredit kümmern (direkt
bei seiner Sparkasse, beispielsweise der
BLSK).
Unsere Checkliste Gebrauchtwagenkauf, wie sie unter anderem auch
Automobilclubs ihren Mitgliedern zur Hand geben, hilft bei der Kfz-
Bewertung, ganz egal welche Automarke der Interessent im Visier hat.
Der Außen-Check mit Rostkontrolle
- Türschweller, Längsträger, Radlaufecken, Kotflügelkanten kontrollieren,
auch in versteckte Winkel schauen (Taschenlampe nicht vergessen).
- Unterbodenschutz geprüft? Einzelne aufgeworfene Stellen signalisieren
Rost.
- Ist der Unterbodenschutz nagelneu? Das ist verdächtig.
- Auspuffanlage anschauen (Rost, gerissene Halterungen).
- Prüfen Sie alle Gummidichtungen (Fenster, Kofferraum, Türen und
Schiebedach). Sind sie undicht, droht Rost.
- Sind Scheinwerfer-Reflektoren matt, sind Leuchten innen beschlagen
(undicht)?
- Bei einem Cabrio: Verdeck mehrmals öffnen und schließen.
Unfallwagen?
- Achten Sie auf Farbdifferenzen, Lackreste an Tür- und Scheibengummis,
schlecht eingepasste Türen und Hauben, Schweißnähte an Unterboden, Radläufen,
Karosserieträgern.
- Dicke Spachtelstellen? Magnettest machen.
Innen-Check
- Heben Sie Matten im Innen- und Kofferraum an. Ist es
darunter feucht, findet sich in den Ecken Rost.
- Pedalgummis genau anschauen. Starke Abnutzung deutet auf
hohe
Kilometerleistung und/oder häufigen Kurzstreckenbetrieb hin. Vorsicht bei
nagelneuen Gummis: Hier soll ein wenig benutztes Auto vorgegaukelt werden.
- Funktionieren alle Schalter und Kontrollleuchten?
- Ist die Bedienungsanleitung des Autos vorhanden?
- Lassen sich die Sitze noch in alle Positionen verstellen?
- Sind die Sicherheitsgurte und ihre Befestigungen in
Ordnung?
- Sind die Gurte verschmutzt oder gar an
den Kanten abgeschabt - dann sollten sie erneuert werden.
- Schonbezüge entfernen, Originalbezüge
prüfen. Wenn Sitze schon stark abgenutzt
oder durchgesessen sind, lässt das auf eine hohe Fahrleistung schließen.
- Gebläse und Heizung prüfen. Geräusche beachten. Stinkt die
Heizung?
Motorraum-Check
- Motorraum anschauen: Motor vor allem an der Unterseite
trocken und sauber?
- Motorraum verölt/schmutzig oder piekfein hergerichtet:
Minuspunkte.
- Öffnen Sie den Öleinfülldeckel. Treten Gase aus, können
die Kolbenringe verschlissen sein.
- Schläuche und Kühler auf Dichtigkeit kontrollieren.
Kalkspuren weisen auf undichte Stellen hin.
- Kühlwasser sprudelt bei laufendem Motor
(Zylinderkopfdichtung defekt
- Batterie prüfen: Schalten Sie alle Stromverbraucher
gleichzeitig ein, sie muss es verkraften.
- Ölstand kontrollieren. Glitzernde
Metallteile am Peilstab weisen auf verschlissene Kurbelwellenlager hin.
- Kühlflüssigkeit prüfen. Sie darf nicht ölig oder rostig
sein.
- Das Batteriegehäuse darf keine Risse oder
Beschädigungen haben, die Pole sollten gut eingefettet sein.
Die Probefahrt
Grundregeln: Sie
fahren selbst. Die Strecke muss lang genug sein, Kurven und Steigungen sowie ein
schlechtes Straßenstück bieten. Handelt es sich um ein abgemeldetes Auto:
Probefahrt nur mit rotem Kennzeichen starten. Sonst machen Sie sich strafbar.
Motor anlassen
- Springt er sofort an und läuft im Leerlauf gleichmäßig?
- Springt der Motor auch im kalten Zustand sofort an?
- Werfen Sie beim Anlassen einen Blick auf die
Temperaturanzeige. Hat das Kühlwasser schon Betriebstemperatur wurde das Auto
vorher bereits warmgefahren.
- Harte
Klopfgeräusche zu
hören? (Vorsicht Motorschaden)
- Schalten Sie Radio und Gebläse aus. Dann entgehen Ihnen
keine Klappergeräusche.
- Ist der Auspuff dicht? Mit einem Lappen oder der
Schuhsohle zuhalten (Vorsicht,
heiß). Der Motor muss nach einigen Sekunden absterben.
Nach dem Warmfahren
- Motor geht im Leerlauf nicht aus und nimmt spontan Gas
an
(wenn nicht: Einspritzanlage oder Zündung nicht in Ordnung).
- Beschleunigen Sie kräftig, dabei darf es nicht metallisch
klappern (Kolben oder Nockenwelle defekt).
- Nehmen Sie während der Fahrt abrupt Gas weg. Knallt der
Motor, gelangt unverbranntes Gemisch in den Auspuff (undichte Auslassventile
oder defekte Zündung).
- Werfen Sie einen Blick in den Rückspiegel: Qualmt es beim
Gaswegnehmen, können
Ventilführungen oder Kolbenringe verschlissen sein. Folgen: erhöhter
Ölverbrauch, bei Kat-Autos ist bei der nächsten AU vermutlich ein neuer Kat
fällig.
Der Getriebe-Check
- Kupplungstest 1: Im Stand und bei laufendem Motor Gänge einlegen. Das muss
leicht und ohne Kratzgeräusche gehen. Sonst trennt die Kupplung nicht richtig.
- Kupplungstest 2: Handbremse anziehen, zweiten Gang einlegen und
versuchen,
mit angezogener Bremse loszufahren. Läuft der Motor weiter, rutscht die
Kupplung - sie ist verschlissen.
- Kupplungstest 3: Ersten Gang einlegen, Kupplungspedal ohne Gasgeben
langsam
kommen lassen. Der Wagen muss sich nach zwei Dritteln des Pedalwegs in
Bewegung
setzen.
- Lassen sich die Gänge leicht und ohne Hakeln einlegen? Besonders gut merkt
man
Kratzer beim Zurückschalten in den zweiten Gang.
- Nehmen Sie während der Fahrt bei eingelegtem Gang das Gas weg - heult das
Getriebe im Schiebebetrieb (Gangräder abgenutzt).
- Kupplungsspiel (Pedal) prüfen (maximal drei Zentimeter Spiel).
- Kratzt es beim schnellen Durchschalten (Synchronringe)?
- Das Spiel der Antriebswellen prüfen: Versuchen Sie, die Wellen mit der
Hand hin- und her zu drehen. Das Spiel darf dabei nur gering sein.
- Differential-Hörprobe: Am Heulen ist ein verschlissenes Differenzial zu
erkennen.
- Auf undichte Stellen oder Schäden am Gestänge prüfen.
Der Fahrwerks-Check
- Gummimanschetten der Antriebswellen prüfen - sind sie
dicht? Wenn nicht können Schmutz und Feuchtigkeit eindringen. Dann drohen über
kurz oder lang teure Reparaturen.
- Kardanwellen-Test: In einem unteren Gang abrupt Gas weg
und sofort wieder beschleunigen; wenn es knackt - Kreuzgelenke zu viel Spiel.
- Reifen einseitig abgefahren? Ist die Radaufhängung
beschädigt, verzogene Karosserie nach Unfall - Fahrzeug muss vermessen werden.
- Fahrwerk prüfen: Holperstrecke fahren; poltert Fahrwerk
besonders, ist die Radführung ausgeschlagen oder die Stoßdämpferbefestigung
locker.
- Gleichmäßige Profilauswaschungen an den Reifen zu sehen?
Dann sind die
Stoßdämpfer defekt.
- Schwimmt das Auto, sind Stoßdämpfer verschlissen.
- Stoßdämpfer auf Ölspuren und Feuchtigkeit prüfen.
- Vibriert Lenkrad auf ebener Straße, oder flattert es gar?
Ursache: defekte Felgen oder Räderunwucht.
- Räder auf Spiel prüfen: Mit den Händen kräftig daran
ruckeln. Zuviel Spiel: Die Radlager sind ausgeschlagen.
- Lenkrad-Spiel prüfen. Bei gerade stehenden Rädern darf es
sich höchstens zwei
Fingerbreit bewegen lassen. Wackelt es stärker, ist das Lenkgetriebe
verschlissen.
Bremsentest
- In ruhiger Straße bei Tempo 30 bis 40 Lenkrad loslassen,
stark abbremsen (Vorsicht). Das Auto muss in der Spur bleiben.
- Bei Bremsentest dürfen keine metallischen Geräusche zu
hören sein - sonst teure Reparaturen.
- Handbremsentest: Bei Schrittgeschwindigkeit Handbremse
anziehen, Hinterräder müssen sofort blockieren.
- Bremsscheiben auf Riefen prüfen (Rad demontieren).
- Bremsbeläge mindestens fünf Millimeter dick?
- Das Bremspedal darf sich auch bei längerem Druck nicht bis
aufs Blech treten lassen - wenn ja: Bremszylinder undicht.
Reifen
- Ist das Reifenprofil in Ordnung (mindestens vier
Millimeter)?
- Sind Reifengrößen, Fabrikat und Bauart identisch, auch
beim Reserverad?
- Stimmen die Reifengrößen mit den Angaben in den Papieren
überein?
- Sind Breitreifen in die Papiere eingetragen?
- Sind Alu-Räder (falls ohne ABE) in die Papiere
eingetragen?
- Wenn mit ABE: Liegt sie den Papieren bei? Vorsicht: Gibt
es hier Ungereimtheiten, erlischt die Betriebserlaubnis (und der
Versicherungsschutz). Finger weg.
Die Papiere und der persönliche Eindruck
Beim Autokauf ist nicht nur die
technische Durchsicht wichtig, sondern auch der
persönliche Eindruck, sprich das Bauchgefühl.
Überlegen Sie: Handelt es sich beim
Verkäufer um den der auch im Kfz-Brief
(Zulassungsbescheinigung Teil II) steht? Wenn nein:
Liegt eine Einwilligung zum Verkauf vor?
Fragen Sie auch immer nach der
Vorgeschichte: Hatte der Wagen einen Unfall oder
Vorschäden? Wichtig: Lassen sie sich das auf Fall
schriftlich bestätigen.
Stimmen Baujahr, Kilometerstand u.
technische Daten mit dem Angebot überein? Stimmt die
Fahrgestellnummer im Brief mit dem dem Typenschild
überein?
Liegen für vorhandene
Sonderausstattungen wie z.B. Breitreifen oder
Sportluftfilter auch eine ABE vor?
Schauen Sie die Einträge im
Kundendienstscheckheft an und vergleichen Sie
diese mit vorhandenen Werkstatt Rechnungen und TÜV
Berichten. Ist der Kilometerstand plausibel?
Lesen Sie hierzu auch unseren Bericht
zur
Tachomanipulation.
Quellen: Motor-Presse-Stuttgart,
Schwacke Gebrauchtwagenkauf
Interessant sind auch die
Autokauf-Check-Tipps vom
ADAC und die umfangreiche
Ratgeberplattform
Autokauf.org
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